Vor 8 Jahren (also etwa 2001) hatten wir (Schwabbl, Mägge, EvM, Dennis) diese Tour schon einmal geplant. Warum immer nur Kanada oder USA, auch in Osteuropa gibt's Skigebiete. Damals mussten wir die Fahrt wegen Schneemangel kurzfristig absagen, aber seitdem ist diese Aufgabe nicht mehr aus den Köpfen verschwunden. Also wurde ein neuer Versuch gestartet und das Programm von Schwabbl organisiert. Zusätzlich waren dieses Mal auch noch Hebbe und Magath dabei.
Dieses lautete dann: Flug über Budapest nach Sofia, 9-Sitzer mieten und nach Borovetz fahren. Dort zwei Nächte im Hotel Rila (560 Zimmer), zwei Tage Skifahren, danach weiter nach Bansko und 4 Tage Skifahren. Am Montagabend zurück nach Sofia, dort übernachten und am nächsten Tag wieder zurück nach Stuttgart.
Erster Eindruck in Borovetz. Nur Engländer. Zweiter Eindruck nach der ersten Ortsbegehung: Nur Billigbuden mit Typen, die versuchen, uns in ihren Schuppen zu locken.
Der erste Skitag war ernüchternd. Zu wenig Schnee, zu wenig Abfahrten, Ziehwegfahren auf Dreck, Laub, Ästen. Dazwischen eine Unmenge von englischen Anfängern. Die Gondel war zunächst gesperrt, am Nachmittag dann aber bis zur Mittelstation geöffnet. Auch hier: Abfahrt auf Ziehwegen. Als es dann am Abend auch noch geregnet hat, stand der Entschluss fest, dass dies der einzige und letzte Skitag in Borovetz war und dass die Reise am nächsten Morgen gleich nach Bansko geht.
Die Fahrt nach Bansko gibt einen Eindruck über die Lebenssituation in bulgarischen Dörfern: Dreck, Verfall, Armut. Bansko selber hat eine relativ gut sanierte Altstadt und drum herum eine Unmenge an Hotels und Apartmenthäusern. Bei einem Durchgang durch's Dorf die gleiche Anmache vor jeder Kneipe wie in Borovetz. Allerdings sind es hier keine Bretterbuden. Dafür ist der Gestank, der aus vielen Schornsteinen entweicht, bestialisch. Auch die Augen beginnen irgendwann zu brennen.
Am ersten Abend landen wir gleich bei Onkel Schorsch in der Kneipe, trinken viel Wein und versprechen, irgendwann auch mal zum Abendessen zu kommen, um ein 'landestypisches Menü' zu genießen.
Das Skigebiet entpuppt sich als ganz ansprechend. Leider ist eine Hauptabfahrt gesperrt, weil auf diesem Hang am 2. März der Saisonabschluss im Damen - Weltcup stattfindet. Der Lift am rechten Berg ist schon seit Jahren außer Betrieb. Auf der Piste wachsen bereits wieder kleine Bäumchen. Ansonsten fehlt der Neuschnee, aber die Pisten sind eigentlich ganz in Ordnung. Auch hat es nicht so viele Engländer wie in Borovetz. Zumindest fallen diese nicht besonders auf.
So verbringen wir die ersten beiden Tage also auf einer festen Altschneedecke mit gelegentlichen Eisplatten. An der Talabfahrt gibt es zwei steile Hänge, die wegen der tieferen Lage immer relativ sulzig und griffig sind. Die nehmen wir dann immer noch mit, bevor es auf den 3 km langen flachen Zielschuss geht, bei dem vor allem Schmalz in den Oberschenkeln für die Eiformhocke gefordert ist. Magath zeigt aber, dass das gar nicht nötig ist und man ohne auch ans Ziel kommt.
Am Samstagabend lassen wir das Abendessen im Hotel sausen und gehen zu Onkel Schorsch, um uns 'landestypisch' verwöhnen zu lassen. Wir überlassen es Schorsch, uns etwas zu kredenzen und erwarten eigentlich ... ja was eigentlich? Irgendeine Platte mit unterschiedlichen Spezialitäten. Ein paar von uns wenigstens. Wir bekommen: Einen gemischten Salat - ganz ok, vielleicht etwas wenig. Danach einen Teller (drei einen kleinen, die drei anderen einen großen) gefüllt mit ein paar Pommes (die wir ausdrücklich nicht wollten) und ein paar Brocken Hähnchenfleisch, gefüllt mit irgendwas. Ganz davon abgesehen, dass das Huhn fast kalt serviert wurde, war es geschmacklich gar nicht so nicht schlecht, aber ein Teil von uns hat es doch als etwas zu armselig und vor allem, wie sich dann beim Bezahlen herausstellte, als zu teuer empfunden. Den Krug Wein, den wir aufgrund der Reklamation über die Wärme unseres Essens zusätzlich bekommen haben, haben wir vermutlich ebenfalls mitbezahlt.
Aber vielleicht sind wir auch einfach nur essenstechnische Kleingeister. Dem wahren Gourmet hats geschmeckt.
Am Sonntag hat's im Tal geregnet, der Berg hing in Wolken. Oben gab's sogar ein bisschen Neuschnee und so konnten wir uns wenigstens ein bisschen dem Gefühl von Tiefschnee hingeben. Der beste Tag von allen. Am Montag war leider alles schon wieder platt gewalzt, aber die Eisplatten waren wenigstens weg. Also haben wir uns bis zum Mittag noch auf den Pisten ausgetobt, danach die Klamotten gepackt und sind gen Sofia aufgebrochen. Unterwegs gab es noch ein landestypisches Essen an einer Bude an der Schnellstraße, wo der Grill an der Straße steht und der Koch nach der Bestellung die Fleischbrocken noch mal schnell aufs Feuer legt. Das Ganze dann serviert von Miss Bulgaria.
Nach der Ankunft in Sofia (Hotel Prinzess, 600 Zimmer) wieder Abendessen in einer landestypischen Kneipe. Eine riesige Fleischplatte mit etwas Gemüse und Kartoffeln. Wegen der Fleischmenge allerdings relativ schnell kalt. Unser Schicksal offensichtlich. Abschluss des Abends in einer der wenigen Kneipen in der Innenstadt.
Der letzte Tag: Rundgang durch die Innenstadt von Sofia, Kirchen anschauen, zurück zum Hotel, Einladen, zum Flughafen, Rückflug wieder über Budapest, Landung bei relativ unruhiger Wetterlage in Stuttgart. Schluss.
Fazit: Wie immer viel Spaß in der Gruppe, natürlich auch viele Flaschen bulgarischen Roten. Skifahrerisch ist es abgehakt, man muss also nicht mehr nach Bulgarien. Dafür gibt's es neue Pläne. Stichwort: Spanien - Pyrenäen.