Wieder zieht es den RSC Biberach in den Süden, wieder auch in das Grand Hotel Fratta Terme, wo wir bereits im letzten Jahr gewohnt haben. Diesmal sind über 40 Teilnehmer dabei, in 4 Kleinbussen, die alle zu klein geraten sind und einige Privatfahrer, die in den Bussen keinen Platz gefunden haben, oder erst später fahren konnten.
Nachfolgend folgt wieder ein kleiner Reisebericht aus meiner sehr subjektiven Sicht, der sich logischerweise hauptsächlich jeweils nur mit meiner Radgruppe beschäftigt.
Wie im letzten Jahr sind wir auch diesmal wieder mit 4 Kleinbussen unterwegs, allerdings gab's diesmal nur die Kleinversionen, was die Beladung der Autos zur Schweraufgabe macht. Zum Teil müssen die Räder auf der mittleren Sitzbank verstaut werden. Wie immer starten wir um 2 Uhr in der Nacht in Ingoldingen. Die Fahrt verläuft reibungslos, sodass wir schon um 11 Uhr im Hotel eintreffen.
Es ist kalt und trübe, die Aussicht auf die folgende Eingewöhnungsrunde nicht besonders erfreulich.
Die erste Gruppenbildung gestaltet sich zäh, die Stimmung ist angesichts der Temperaturen eh nicht besonders euphorisch.
Gerhard, Gruppe Sonnenschein, ist etwas angeschlagen und will die Eröffnungstour vom letzten Jahr nach Cesena wiederholen. Flach dorthin und über Bertinoro wieder zurück. Zu sechst nehmen wir die Tour auf. Von wegen Eingewöhnung: Vom Start weg legen wir ein viel zu hohes Tempo vor. Bis Cesena liegen wir über einem 28 er Schnitt. Auf die Stadtbesichtigung verzichten wir diesmal, ein Kaffeestopp erscheint nicht sinnvoll. Diesen legen wir dafür später in Bertinoro ein. Weil es jetzt den Berg hoch geht, wird das Tempo endlich ruhiger. Die Hetzerei ist vorbei. Der Schlussanstieg hat es in sich und verlangt schon bei der ersten Tour alles. Den Kaffee nehmen wir in einer Bar, danach rollen wir gemütlich den Berg runter und zurück ins Hotel. Heute kommen dabei kurze 49 km und 660 hm zusammen, was angesichts der Temperaturen auch durchaus reicht.
Es ist wieder trüb und kalt, für den Nachmittag ist Regen angesagt. Die Gruppenbildung ist ähnlich schwer wie am ersten Tag. Die Gruppe Sonnenschein tut sich mit der Gruppe Florian zusammen.
Als Option wird genannt, dass man später vielleicht getrennte Wege geht.
Bereits nach dem zweiten Berg, kurz vor Linaro, fliegt die Gruppe dann auseinander und wir fahren mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten weiter. Albert und Ute setzen sich gleich ganz ab und fahren Richtung Meer. Den 3. Berg nach Mercato Sarazena fahren wir dann zu viert. Es ist arschkalt, oben kommen die ersten Regentropfen. Im Tal schauen wir uns nach einem Café um. Das Café in Borello mit der Holzplattform hat zu, in San Carlo werden wir in Erik's Bar fündig. Draußen regnet es. Bei der Weiterfahrt hört es auf. Über Polenta fahren wir zurück nach Fratta. Bei der Abfahrt auf den letzten 3 km regnet es dann doch noch. Ziemlich durchgefroren kommen wir nach 75 km und 1400 hm im Hotel an.
Inzwischen ist auch eine zweite Gruppe im Hotel eingetroffen. Ein Seniorenteam aus der Schweiz, das vorwiegend mit E-Bikes unterwegs ist. Positiv kann dazu vielleicht angemerkt werden, dass auch in höherem Alter Radsport, in welcher Form auch immer, möglich ist. Es gibt also noch Hoffnung für später. Der einzige stramme jüngere Bursche in der Gruppe ist der Busfahrer, der sich aus unerfindlichen Gründen darüber mokiert, dass wir mit Mercedes - Bussen unterwegs sind, während gleichzeitig der Stolz aus ihm spricht, dass er ein belgisches Fabrikat namens Van Hool fährt. Irgendwie schon komisch, die Schweizer.
Ein neues Phänomen macht sich beim Abendessen bemerkbar: Das Bedienungspersonal wird bei der Essensausgabe etwas hektisch, weil manche Teilnehmer offensichtlich nicht an dem Tisch sitzen, an dem sie am Vorabend saßen und das Essen für den heutigen Abend ausgewählt haben.
Ein lautes Anpreisen von Fisch oder Fleisch bei gleichzeitig angeregten Gesprächen erzeugt ein sehr ausdrucksstarkes Klangbild im Speisesaal. Wobei am Ende doch alle das bekommen, was sie auch bestellt haben.
Beginnen wir heute zunächst mit dem Frühstück. Der Seniorentrupp aus der Schweiz ist noch früher auf den Beinen als wir und bereits ausgiebig über das Frühstück hergefallen. Zusammen mit unserer Gruppe balgen sich ab jetzt ca. 80 Personen am einzigen Kaffeeautomaten um Cappuccino, Cafe Lungo und ähnliche Getränke. Das Personal scheint auch mit dem Nachschub von Eiern, Wurst und Käse sowie Geschirr überfordert zu sein. Kurz: Dieses Szenario wird uns die ganze Woche begleiten.
Das Wetter ist heute entgegen aller Hoffnungen keinen Deut besser als gestern. Sogar das Wort vom Regen am Mittag macht wieder die Runde. Die Gruppe Sonnenschein plant heute die Runde über den Erdrutschpass und startet mit 9 Teilnehmer über Mendola nach Predappio. Weiter geht's dann über Predappio Alta ins nächste Tal. Nach ein paar Kilometern über die Talstraße erreichen wir die gesperrte Straße zum Passo Musto. Es ist weiter kalt, aber es bleibt wenigstens trocken. Der Erdrutsch hat sich seit dem letzten Jahr nicht verändert und wir steigen die ca. 100 Meter über den abgerutschten Hang bzw. über die verschüttete Straße. Zwei km weiter erreichen wir die Passhöhe auf 860 m. Die Abfahrt nach Premilcuore ist wirklich hundsmiserabel, die Geschwindigkeit daher kaum höher als beim bergauffahren. Die Finger sind vom Bremsen und der Kälte klamm, jetzt ist erstmal ein Kaffee angesagt. Die anschließende Weiterfahrt nach Predappio auf leicht abfallender Straße im Tal geht zwar sehr zügig voran, wird aber immer wieder durch schmerzhafte Stöße auf der ramponierten Straße gestört. In Predappio sind zum ersten Mal so etwas wie Sonnenstrahlen zu sehen, was uns sofort zu einem Kaffee im Freien verleitet. Bei der anschließenden Fahrt über die 18 Serpentinen nach Meldola kommt fast schon ein Wärmegefühl auf. Und bei der Ankunft in Fratta sitzen wir das erste Mal bei Sonnenschein auf der Terrasse in unserer Bar neben dem Hotel.
Leider müssen wir auch zur Kenntnis nehmen, dass es heute zwei Stürze gab. Ute, die sich in Predappio während unserer ersten Sonnenpause zur Weiterfahrt mit Albert entschieden hat, hat dabei ihren Lenker am neuen Rad eingebüßt und Frank D., der mit einer anderen Gruppe unterwegs war, das Schaltauge am Fahrrad. Und dazu die eine oder andere Schramme abbekommen.
Aber zum Glück keine wirklich ernsthaften Verletzungen. Die beiden können nach dem Empfang eines Leihrades weitermachen.
Juchhu, die Sonne scheint. Das Frühstückschaos hält zwar an, aber am Ende wird doch jeder satt.
Die Gruppe ist heute stark gewachsen. Gerhard, der Leader von 'Sonnenschein' macht heute die Tour, die wir im letzten Jahr mit Hotel - Radguide Ricardo schon gemacht haben.
Diese geht durch das Gemeindegebiet von Forli durch die vielen Weinberge mit nicht sehr langen, aber immer wieder giftigen Anstiegen. Über Castrocaro kommen wir direkt nach Terra del Sole und nehmen heute schon nach 21 km den ersten Kaffee. Nach einer wirklich außergewöhnlichen Runde erreichen wir Castrocaro ein zweites Mal. Zurück geht es danach wieder schon über die bekannten Strecken über Predappio und die 'Rollerkehren' nach Meldola. Dabei kommen 98 Km und 1400 Hm zusammen.
Dank ausgiebigem Sonnenschein haben wir jetzt alle wieder ein gemeinsames Ziel nach der Ankunft: Unsere Bar in der Nachbarschaft.
Als Abendunterhaltung steht heute ein Filmvortrag von Luigi, dem E-Bike - Guide des Hotels an. Dieser berichtet in zwei Filmen von seiner Teilnahme am 'Race across America' über 4800 km sowie einem Mountainbike - Rennen in Alaska, dem Iditarot - Trail über 580 km.
Die Sonne strahlt wieder. Heute steht Perticara auf dem Programm. Damit steht also der erste wirkliche 100 er an.
Unsere Gruppe hat sich gegenüber dem Vortag wieder stark reduziert. Heute sind wir nur noch 7. Die Strecke führt zunächst südwärts über Meldola sowie Berg und Tal nach Sarsina, wo ein langer Aufstieg nach Santa Agatha und weiter nach Perticara folgt.
Dort machen wir eine längere Pause im dortigen Café, das wie immer Treffpunkt vieler Radler ist. Auf dem Höhenrücken folgen wir auf welligem Terrain einem Teil der Nove Colli - Strecke, bis wir endlich nach Borello runterrauschen.
Hier entscheiden wir uns dann für den finalen Aufstieg über Teodorano nach Meldola, der noch einmal alles fordert. Nach 114 km und 2460 Hm sind wir dann einigermaßen platt, als wir wieder in Fratta eintreffen und unser wohlverdientes Bier auf Nachbars Terrasse einnehmen.
Hier mal wieder ein kurzes Wort zur Verpflegung im Allgemeinen, dem Bedienungspersonal im Besonderen und der allabendlichen Stimmung beim Abendessen.
Nachdem die Konfusion bei der täglichen Verteilung der diversen Gerichte und die damit verbundene Ausrufung durch gleichzeitig drei verschiedene Bedienungen inzwischen fast kakophonische Ausmaße annimmt, kommt es fast zur Eskalation. Anscheinend haben die Verteiler immer noch nicht verstanden, dass wir uns nicht an eine strenge Sitzordnung halten wollen. Ein klärendes Wort von Armin in der aufgeheizten Stimmung führt dann zum Durchbruch: Ja, wir haben verstanden.
Die beiden letzten Abende wird's daraufhin besser.
Die Sonne scheint, als wir uns heute wieder mal in einer großen Gruppe auf den Weg machen. Die Route führt über Predappio Alta nach Montemagiore, Dovadola und Trebbio nach Modigliana. Hier machen wir Pause am Marktplatz.
Die Strecke ist wieder ein stetes Auf und Ab. Erst in Richtung Tredozio gibt es eine längere Talpassage. Dann folgt ein Pass nach Rocca, wo sich dann gleich noch der nächste anschließt, bevor wir dann bei Strada San Zeno wieder im Tal von Predappio sind. Hier gibt es noch ein Eis und eine Cola, bevor wir den schon hinlänglich bekannten Rollerberg mit seinen 18 Kehren nach Meldola nehmen. Nach 121 km und 2570 Höhenmeter trudeln wir dann in Fratta ein.
Der letzte Radtag steht an. Die Gruppe Sonnenschein darf heute ohne mich fahren. Keine Lust auf 120 km und 2000 hm. Ich habe mir vorgenommen, die Woche gemütlich austrudeln zu lassen. Beine hängen lassen, gemütlich am Meer sitzen, ein Bier, einen Kaffee, eine Pizza. Lauter schöne Dinge also, die man außer Radeln auch tun kann. Und nicht hetzen lassen. Das klappt auch ganz gut bis Cervia.
Dort sind aber fast noch alle Buden am Strand zu. Vielleicht doch noch die paar Kilometer weiter bis nach Ravenna? Weit kann's ja nicht sind, immer an der Promenade lang. Der Plan geht schief, es gibt keine Promenade mehr, zeitweilig bin ich auf einer vielbefahrenen Hauptstraße, die auf ein kurzes Stück sogar 4 - spurig wird. Und es zieht sich nach Ravenna. Bis ich dort dann eine Lokalität finde, in der es Pizza gibt.
Die fällt aber so ganz anders aus, als man sich das so vorstellt. Ein fast 2 cm dicker Hefeteigboden, belegt mit einer dünnen Tomatensoße und vier Scheibchen Schinken. Wenigstens kostet das Bier nur 7 Euro. Plus Coperto.
Jetzt nur noch den angeblichen Radweg finden, der von Ravenna nach Forlipopoli führt. Mein Handy kann mir nicht mehr helfen, das gibt nach einem km auf der Rückfahrt seinen Geist mangels Strom auf. Kreiseln und Nachfragen, kein leichtes Unterfangen.
Als ich endlich rausgefunden habe und in der richtigen Richtung bin, ist weit und breit nichts von einem Radweg zu sehen. Wenigstens führt die Strecke jetzt fast bolzgerade zurück. Es ist Freitag Mittag, die Italiener Ignoranten Radlern gegenüber, Seitenabstand interessiert nicht, es ist nicht immer witzig.
Nach völlig außerplanmäßigen 123 Kilometern trudle ich auf Nachbars Terrasse ein, wo auch nach und nach die anderen eintreffen und sich zum Ausklang einer schönen Woche noch ein paar Bierchen gönnen. Oder drei. Oder so.
Eine schöne Woche ist wieder zu Ende. Nach anfänglicher Kälte hat es sich doch noch wettermäßig sehr gemacht. Was sich aber nicht gemacht hat, sind die Straßenverhältnisse. Obwohl manchmal Aktivitäten erkennbar waren, waren die Straßen über weite Strecken in einem katastrophalen Zustand. So wird das nichts mit dem Radtourismus in der Emilia - Romagna. Schade um die wunderschöne Gegend.