Seit einigen Jahren ist es schon Tradition, dass eine kleine Gruppe des RSC in unterschiedlichen Regionen Europas Rad - Etappenfahrten mit Hilfe des RSC - Sprinters durchführt. Seit ein paar Jahren wird diese Ausfahrt jeweils von Andreas H. organisiert. Diesmal steht der Süden Frankreichs auf dem Plan. Aus der Nähe von Vichy geht die Reise durch das Massif Central und die Vulkan - Auvergne in 6 Tagen nach Aurilliac. Hier werden noch zwei abschließende Rundfahrten angehängt, die dann ohne Sprinter - Begleitung stattfinden. In diesem Jahr habe ich die Ehre, das erste Mal dabei sein zu dürfen.
Wie bei den RSC - Ausfahrten üblich, heißt es früh aufstehen. Nach dem Start in Birkenhard um 2 Uhr in der Nacht werden die Teilnehmer nach und nach eingesammelt, bis ich dann als letzter in Reute zusteige und die Reise richtig beginnt. Über den Bodensee und den Schwarzwald fahren wir westwärts zur französischen Grenze. Weiter geht es dann über Mühlhausen, Belfort, Besancon und Chalon s/Saone auf der französischen Autobahn bis in die Nähe von Vichy, wo wir die Autobahn verlassen und den kleinen Ort Arfeuilles ansteuern. Hier ziehen wir uns um, die Tour kann beginnen. Für den ersten Tag stehen 65 km und 1400 hm auf dem Plan.
Florian K. übernimmt als erster das Steuer des Sprinters, um uns bis zum Tagesziel in Les Fôts zu begleiten und notfalls Unterstützung zu geben.
Das Wetter ist etwas bedeckt, die Temperatur angenehm. Lt. Wetterbericht soll es aber trocken bleiben. Gute Nachricht, die Regenkleidung bleibt im Auto.
Gleich zu Beginn wird klar, dass wir uns in einer äußert spärlich besiedelten Gegend befinden und wir uns fortan meistens auf schmalen und einsamen Sträßchen bewegen werden.
Die Anstiege sind zu Beginn noch eher moderat, die Höhenunterschiede gering. Orte oder gar Städte sind äußert selten, dementsprechend gering ist der Autoverkehr.
Nach einer kleinen Mittagspause im einzigen größeren Ort an der Strecke beginnt der finale Anstieg über fast 600 hm zu unserem Tagesziel. Eine Bergankunft, wie meistens an den nächsten Tagen.
Der Berg beginnt gleich mit einer unangenehmen Überraschung. Die Straße ist frisch mit Rollsplit gekiest. Und zwar sehr reichlich, teilweise gibt es regelrechte Kieshäufchen auf der Straße. Erst als die Straße nach 9,5 km auf eine andere trifft, hört der Rollsplit auf. Die letzten 150 hm fliegen wir fast hoch, so leicht rollen plötzlich die Reifen. Wer jetzt unter 'Les Fôts' einen Ort erwartet hat, liegt falsch. Es ist ein einzelnes Gehöft auf ziemlich genau 1000 Meter Höhe mit weitem Rundumblick über das nördliche Zentralmassiv, umgeben von Wiesen, Wäldern und weidenden Kühen. Nichts sonst.
Die Zimmer sind rustikal, aber liebevoll eingerichtet. Wir genießen die absolute Ruhe hier oben bei ein paar kleinen Bierchen, in die Liegestühle gefläzt bei den letzten Sonnenstrahlen des Tages, während unsere Gastgeberin das Abendessen für uns zubereitet. Begleitet von ein paar Fläschchen Rotwein genießen wir das Abendessen und steigen relativ früh in unsere Betten. Der Tag war lang. Am Ende waren es dann nur ca. 1200 Höhenmeter, dafür ein paar schwere auf dem langen Rollsplit - Anstieg.
Die Sonne scheint beim Aufstehen aus einem wolkenlosen Himmel. Die Nacht war extrem erholsam, vermutlich lag das aber auch an dem langen Vortag.
Die Abgeschiedenheit hier oben ist fast körperlich spürbar.
Nach einem opulenten Frühstück brechen wir um halb zehn auf. Ich bin heute der Fahrer des Sprinters, vor den anderen liegen 102 km mit ca. 1750 hm.
Es beginnt gleich mit zwei jeweils längeren Steigungen und den entsprechenden Abfahrten, wobei es mir am Ende der zweiten Abfahrt gelingt, mich zu verfahren. In einer relativ unübersichtlichen Situation fahre ich rechts statt links. Und was tut dieses blöde Navi?
Statt mich zu warnen wird sofort eine Alternativroute erzeugt, die zum letzten Ausgangspunkt auf der Passhöhe des zweiten Bergs zurück führt. Ich bin also permanent auf der blauen Spur unterwegs, kein Gedanke, dass ich falsch sein könnte. Weil ich den anderen einen ziemlichen Vorsprung gelassen habe und es bergab geht, denke ich mir zunächst nichts dabei. Bis ich merke, dass sich auf der Anzeige die Entfernung zum Ziel nach oben verändert. Und plötzlich bin ich wieder an dem Punkt, wo wir uns zuletzt getroffen haben. So ein Mist. Also nochmals den Berg runter, unten links, und ich bin wieder auf Spur. Diesmal auf der richtigen. Jetzt schaffe ich es natürlich nicht mehr, vor den anderen am nächsten Treff zu sein und muss von meinem Missgeschick berichten.
Der weitere Verlauf ist unproblematisch, wobei es nochmals eine Situation gibt, an der das Navi eine andere Route berechnet. Diesmal bin ich aber vorgewarnt. Die Strecke ist ähnlich einsam wie am ersten Tag, Orte sind selten. Der Versuch, unterwegs Bananen zu kaufen, scheitert mangels Möglichkeiten. Jetzt zeigt sich auch schon, dass es kaum mehr ebene Flächen gibt. Es geht entweder rauf oder runter, dazwischen ist nichts.
Danach machen wir Mittagspause an einem Café, Andreas packt seine Tupperdosen mit dem restlichen Proviant aus, den wir dort verzehren. Bei uns wäre in so einem Fall vermutlich Geschrei, hier spielt es keine Rolle. Dafür sind schon nach 4 Tassen Kaffee die Tassen aus, auf den Kaffee in Plastikbechern verzichten wir.
Kurz vor 4 sind wir an unserer Unterkunft, die ebenfalls einsam und verlassen in der Pampa liegt, wenigstens nicht auf einem Berg.
In diesem Fall handelt es sich um einen alten Gutshof, der zum Hotel umgebaut wurde. Die Zimmer sind sehr komfortabel, mit Klo und Dusche. Und es gibt einen Pool. Aber: Es gibt dafür kein Bier. Das ist die Höchststrafe. Es gibt Wasser mit Sirup, danach ist abhängen am Pool angesagt. Hier bekommen wir auch mit, dass das Wasser momentan rationiert ist. Rumspritzen mit dem Schlauch wird mit Rüge bestraft. Auf der Fahrt am Vortag und auch heute haben wir überall die staubtrockenen und gelben Wiesen gesehen, auf denen die vielen Kühe vergeblich nach frischem Gras suchen.
Das Abendessen findet im Salon statt. Es gibt Lasagne, der Tischwein ist limitiert auf 3 Flaschen, eine kaufen wir noch dazu (und geben 40 Euro Trinkgeld).
Die Frau des Hauses erzählt uns, dass sie 7 Kinder und 17 Enkel haben. Das Gut haben sie vor 6 Jahren gekauft, damit die ganze Familie dort wohnen kann. Im einen Trakt wohnt die Familie, im anderen die Gäste.
Die Sonne scheint zum Frühstück aus einem wolkenlosen Himmel. Heute müssen wir uns etwas sputen, weil die Familie um 9 Uhr weg muss zu einer Verlobungsfeier. Deshalb haperts vermutlich auch mit der Kaffeeversorgung. Nach einer Tasse ist Schluss.
Herbert fährt die erste Sprinter - Schicht. Auch er hat Probleme mit dem Navi. Er macht die gleichen Erfahrungen wie ich. Aber wir finden uns trotzdem immer wieder.
Die Strecke beginnt zunächst wellig mit weiten Ausblicken auf den Puy de Dome, den Hausberg von Clermond - Ferrand und einen der bekanntesten Vulkane im Massif Central. In der zweiten Streckenhälfte wird es bergiger. Es gibt wieder viele einsamen Bergsträßchen, Schluchten, lange Aufstiege, rasante Abfahrten.
Heute steht am Ende auch wieder eine kleine Bergankunft an, wobei es dann zum Hotel nochmal in eine kleine Senke runtergeht. Es ist wieder ziemlich abgeschieden.
Nach der Erfahrung von gestern sind wir besonders gespannt, ob wir diesmal ein Bier bekommen. Es funktioniert. Sogar ein großes.
Auch ein richtiges Restaurant haben wir diesmal. In den Zimmern müssen wir heute etwas zusammenrücken. Wir haben ein Vierbett - und zwei Doppelzimmer.
Beim Abendessen können wir heute wählen. Die meisten entscheiden sich für das Menü 1 mit dem Coc au Vin, der wirklich lecker schmeckt. Die Stimmung ist gelöst, das Ambiente im Lokal sehr schön.
Die Tagesstatistik ergibt heute 135 km und ca. 2000 Hm, je nach Technik am Lenker mal mehr, mal weniger.
Das Frühstück ist reichlich, der Versuch, morgens die Zeche einzeln zu zahlen, wird chaotisch. Die Bedienung ist völlig überfordert. Andreas übernimmt das Hotel, wir zahlen den Konsum.
Es ist heute bedeckt und kühl. Vom Hotel weg geht es gleich bergauf. Wir passieren heute wieder mehrere Seen, dazu mehrere Pässe und tolle Landschaften. Am ersten See findet gerade ein Mountainbike - Rennen statt, am zweiten ein Triathlon. Wie es der Zufall will, befinden wir uns jetzt auf der Triathlon - Radstrecke, die zum großen Teil über einen Pass geht, den ersten richtigen seit wir unterwegs sind. Nach 14 km bergauffahrt erreichen wir den Col de la Croix Saint Robert auf 1451 Meter Höhe, kurz davor zweigt die Tria - Strecke ab, der Führende überholt uns noch.
Morgens fährt Jürgen den Sprinter, Mittags Rosi und HP.
Nach der langen Abfahrt vom Croix Saint Robert erreichen wir Mont Dore, eine relativ große Stadt mit vielen mondänen Hotels und erstaunlich vielen Urlaubern. Hier machen wir einen Kaffeestop. Offensichtlich gibt es hier ein großes Skigebiet.
Jetzt geht's nochmal rauf auf eine tolle Panoramastrecke. Hier erreichen wir auch den letzten Pass des Tages.
Nach dem Col de la Soeur rauschen wir runter nach Bourboule, um dann anschließend doch noch einen finalen Anstieg über 150 hm zu unserer Pension in Murat-le-Quaire bewältigen zu müssen.
Unsere Gastgeber sind sehr freundlich und kredenzen gleich ein Bier. Die Zimmer sind schön, nach der Körperpflege fahren wir wieder runter in die Stadt (im Sprinter) zum Essen. Wir haben die Wahl zwischen Pizzen und Entrecots. Ich entscheide mich für die Pizza. Ich gebe zu, ich habe mich mal wieder vergriffen. Auch beim Salat.
Heute haben wir ca. 123 km und 2600 hm zurückgelegt.
Der Himmel ist blau, aber es ist ziemlich kühl. Das Frühstück ist sehr familiär. Es gibt Säfte, mehrere Marmeladen, freundliches Winken zum Abschied.
Die ersten 10 km führen auf dem Weg von gestern zurück. Also erst runter nach Bourboule, danach rauf zum Col de la Soeur (1150), weiter auf schönen einsamen Straßen rauf und runter, es gibt wieder keine geraden Stücke. Wieder viele tolle Ausblicke auf die Vulkane der Auvergne.
Bei km 42 überlegen wir kurz, ob wir hier schon einen Kaffee brauchen. Zu früh. Die nächste Möglichkeit kommt angeblich bei km 75. Tatsächlich haben wir 90 drauf, als wir endlich ein Café finden. Die letzten 40 km waren wir jetzt auf einer Hochfläche oberhalb der aufgestauten Dordogne unterwegs. Bevor wir nach Bort-les-Orgues hinunterrauschen, genießen wir noch einen tollen Panoramablick über das Flusstal.
Inzwischen ist es wieder warm und sonnig, zum Kaffee gibt es ein großes Sandwich für 3,50. Dafür muss die Tochter des Hauses noch extra zum Bäcker rennen.
Frisch gestärkt gehen wir zwei weitere Berge mit insgesamt über 1000 hm an und passieren noch ein paar Stauseen.
Am Ende des letzten langen Aufstiegs erreichen wir Apchon, auf über 1100 Meter Höhe gelegen. Andreas hat für das letzte Teilstück das Steuer des Sprinters übernommen, fährt gleich zum Ziel durch und kommt uns dann noch entgegen, um auch den letzten Teil der Strecke und der Landschaft genießen zu können.
Am Ziel erwarten uns auch wieder die wohlverdienten Biere an der Bar des Hotels.
Das Hotel ist klein, frisch renoviert und wird von einer jungen Familie betrieben. Wir bekommen dort auch unser Abendessen, es ist gut und reichlich.
Ein super Tag mit 136 km und 2630 hm, ungefähr.
Es ist wieder sonnig, morgens aber noch ein bisschen frisch. Das Frühstück ist ok, der Chef bedient. Es erwartet uns wieder eine grandiose Landschaft.
Heute steht die Königsetappe an.
150 km, 3400 hm ist der Plan. Dafür haben sich auch gleich 3 Fahrer für den Sprinter gemeldet. Jürgen fährt die ersten 60 bis zur Mitte vom Pass zum Col Peyrol, dann ich den Mittelteil, danach Rosi die letzten km zum Ziel.
Nach dem Start auf 1100 Meter geht es über mehrere Wellen tendenziell abwärts. Wir erreichen das Mars - Tal, wo es zunächst sanft für einige km nach oben geht. Dieser Teil ist bereits Bestandteil der Anfahrt zum Col Peyrol, dem einzigen 1000 - Meter Anstieg der ganzen Tour. Bei km 58 erfolgt der Fahrerwechsel im Sprinter. Noch 700 Meter zum Gipfel.
Sofort geht es sausteil 300 hm rauf zum Col de Neronne (1242). Nach einer kleinen Zwischenabfahrt beginnt jetzt der finale Anstieg zum Col Peyrol (1589). Der dazu gehörende Berg ist der Puy Mary. Es wird jetzt richtig steil. Kurz vor der Passhöhe finde ich einen Platz, um den Sprinter abzustellen und ein paar Fotos zu machen.
Unsere Radgruppe ist bereits weit auseinander gezogen. Jürgen steigt 100 Meter von mir entfernt plötzlich ab und beugt sich über sein Rad. Erst denke ich, ihm ist schlecht geworden. Aber dann schnappt er sein Rad und trägt es die letzten Meter zu mir hoch. Speichenbruch und Plattfuß. Also Einladen und Hochfahren, nur noch 1 km zur Passhöhe. Dort findet ungeplant wieder ein Fahrerwechsel statt. Für mich ist damit der Dienst schon wieder beendet.
Der Plan, jetzt noch zu Fuß auf den Puy Mary hochzusteigen, wird angesichts des Restprogramms und der fortgeschrittenen Zeit fallen gelassen.
Die Abfahrt ist wesentlich flacher, die Landschaft mit den vielen Vulkangipfeln grandios.
Mit dem Col de Pertus (1309) erreichen wir bald den nächsten Pass. Dieser ist bei der Auffahrt wegen viel Rollsplit auch wieder ziemlich unangenehm. Wenigstens sind es hier nur einzelne Flecken, die gesplittet wurden und meistens umkurvt werden können.
Das ist aber noch nicht das Ende. Bis zum Ziel Aurillac zeigt das Höhenprofil noch drei weitere Spitzen an, gefolgt von einigen finalen Wellen. Zwischendurch müssen wir mal bei 2 älteren Damen in einem der kleinen Bergdörfer Wasser fassen.
Bei der Einfahrt in die Stadt Aurillac keimt der Verdacht auf, dass wir auch noch den Gegenhang auf der anderen Stadtseite packen müssen. Tatsächlich, es werden nochmal 150 hm und 3 km draufgepackt, bis wir endlich weit über der Stadt unsere Dependance, das Chambre d'Hôtes de Massigoux, erreichen.
Am Ende stehen 155 km und 3400 hm auf dem Tacho. 15 km und ca. 600 hm habe ich mir durch meinen kurzen Fahrereinsatz eingespart.
Als wir am Abend am schweren Eichentisch Platz nehmen, kredenzt uns unsere Gastgeberin eine lokale Spezialität, Wurst mit Kartoffelbrei und Käse, quasi die französische Variante von Kässpatzen, nur eben mit Kartoffeln.
Den Wein spendiert heute Herbert S., weil sein Enkel Geburtstag hat.
Bei wolkenlosem Himmel treten wir heute entspannt aus dem Haus, es ist wärmer als gestern. Heute brauchen wir auch unsere Klamotten nicht zu packen, weil wir am Abend wieder zurückkommen. Auch der Fahrservice mit dem Sprinter entfällt. Eigentlich könnten wir das erste Mal mit der kompletten Besetzung radeln. Aber Peter K. entschließt sich zu einem Ruhetag, sodass wir also wieder zu siebt starten.
Es gibt einen welligen Auftakt durch eine schon gewohnt menschenleere Gegend. Immer wieder faszinieren die tollen Ausblicke auf die Vulkane und die stillen Täler dazwischen. Es geht jetzt nochmals aus der anderen Richtung auf den Col Peyrol und den Col Neronne. Die Auffahrt von dieser Seite ist viel entspannter, weil flacher. Wir machen eine längere Pause auf der Passhöhe, die Andreas zu einem Gipfelsturm auf den Puy Mary nutzt. Dieser ist mit 1783 Meter Höhe der fünfthöchste Berg der Vulkan - Auvergne.
Die Abfahrt geht jetzt auf der steilen Seite runter, wir passieren auch wieder den Col de Neronne, von wo eine ewig lange Abfahrt nach Salers, einer alten historischen Stadt mit heute erstaunlich vielen Touristen hinunter führt.
Hier lerne ich auch, dass die braunen Rinder, die wir in den letzten Tage schon bewundert haben, hier ihren Ursprung haben. Die heißen tatsächlich Salers - Rinder.
Über einen weiteren Col, den Col Légal (1231) und vielen Wellen auf der Route des Crêtes kehren wir nach Aurillac zurück, wo wir in der Fußgängerzone eine schöne Location finden, in der wir uns das verdiente Zielbier schmecken lassen. Die Aussicht auf die letzte steile Auffahrt zu unserer Herberge hoch lässt uns kalt.
Zum Abendessen gibt es heute Huhn mit Reis (kommt mir das irgendwie bekannt vor?) OK, der asiatische Einschlag fehlt etwas (trotz der Ananas). Der kollektive Rotwein fließt heute etwas zäh, die Krieger scheinen müde zu sein.
Die Statistik sagt heute 114 km und ca. 2300 Hm.
Die Temperaturen sind über Nacht wieder ein bisschen in den Keller gesackt, der Himmel ist trotzdem blau. Der letzte Tag steht an. Heute ist tatsächlich die ganze Gruppe unterwegs. Die Strecke führt in eine Runde südlich um Aurillac. Nach anfänglich etwas mehr Verkehr sind wir aber bald wieder draußen in der Einsamkeit.
Auf dem Plan stehen zum Abschluss nochmal 132 km mit fast 2500 hm. Nichts mit gemütlichem Ausrollen also.
Mit dem ersten längeren Anstieg erreichen wir den Ort Marcolès, wie schon Salers mit einem schön erhaltenen alten Ortskern. Kurz kommt der Wunsch nach einem Kaffee auf, aber dazu ist es noch zu früh, 100 km vor dem Ziel.
Hier beginnt jetzt eine unglaubliche Abfahrt über ziemlich genau 20 km, die uns auf den tiefsten Punkt der gesamten Strecke runterbringt. Das Gefälle ist mäßig, der Belag im oberen Teil etwas grob, dafür ab der Hälfte der reinste Flüsterasphalt.
Und genau dort erwischt Hans-Peter einen großen Stein auf der Straße und fängt sich damit einen Platten ein.
Der ist aber schnell behoben, nach Erreichen des tiefsten Punktes ist wieder Schluss mit lustig, es geht in vielen kleinen Wellen wieder nach oben.
Als wir bei km 65 den Ort Cayrol erreichen, ist es Zeit für einen Kaffee. Dabei streift mein Blick das Oberrohr an meinem Rad, an dem seit längerer Zeit ein kleiner Macken, bedingt durch einen Umfaller, prangt. Zu meinem Erstaunen hat sich dieser Macken zu einem deutlichen Riss entwickelt.
Der kürzeste Weg zurück nach Aurillac wären jetzt 30 km, bei gemächlicher Fahrweise müsste das locker zu bewältigen sein. Vermutlich ist der Riss auch schon etwas älter und hat demnach die ganze Woche gehalten. Andreas besteht aber darauf, allein nach Aurillac zurückzufahren, das Auto zu holen und mich hier abzuholen. Die anderen setzen die geplante Runde unter Führung von Florian fort.
Also endet für mich hier in einem einsamen Dorf in der Auvergne diese tolle Radwoche mit einem Riss im Fahrradrahmen.
Andreas ist nach einem scharfen Zeitfahren nach eineinhalb Stunden zurück. Die anderen vollenden die geplante Runde komplett, trotz teilweiser Bedenken und der angedachten Möglichkeit einer Abkürzung. Es werden nochmals 138 km und 2400 hm.
Das Abendessen gibt es heute in der Stadt. Andreas hat einen Tisch in einem Restaurant reserviert. Es gibt Wein und belgisches Weißbier. Herrlich. Zum Essen stehen Entrecote, Rinderfilet und Fisch ohne Beilage zur Auswahl.
Den letzten Absacker nehmen wir in einem Irish - Pub, in dem es traditionelle irische Livemusik gibt. Dazu passen am besten zwei kleine Guinness.
Schön war's.
Eine tolle Radwoche in einer wunderbaren Landschaft ist zu Ende. Das Wetter war hervorragend, kein Regen, zwischendurch ein bisschen kühler in den Morgenstunden. Auch Essenstechnisch habe ich Frankreich gut überstanden. Die Rückfahrt am Freitag war wie erwartet zäh. Am Ende hat uns auch der Regen und die Wirklichkeit wieder eingeholt.
Am schönsten am Ende einer solchen Radwoche ist natürlich auch, dass es keine Stürze und Verletzungen gab. Zwei Plattfüße und ein Speichenbruch sind zu verschmerzen. Auch der Carbonrahmen ist wieder heilbar.
Ach ja, eine Gesamtstatistik gibt's auch: Je nach Fahrtanteil mit dem Sprinter liegt diese für die einzelnen Teilnehmer zwischen 780 und 900 km, sowie zwischen 15000 und 17000 Höhenmeter.