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Lindau Finale

Bregenz
Bregenz

Gestern Abend.  Nachdem ich das Spiel Italien-Schweiz geschaut habe, bin ich einfach auf meinem Platz hocken geblieben.  Und dann wundere ich mich,  dass im Fernsehen ausschließlich die Trauerkommentare über die italienische Mannschaft laufen. Weil ich meine Uhr beim Aufladen im Lokal drinnen habe, weiß ich nicht genau,  wie spät es ist. Aber komisch ist es schon. Ich gehe rein und frage die Bedienung. Sorry, wir haben Probleme mit Sky, wir können nicht umschalten.  

Mist, Klamotten gepackt, auf die andere Straßenseite in die dortige Bar. Da hocken nur ein paar Rentner drin, aber hier läuft das richtige Spiel. Schon eine Viertelstunde rum. 

Während des Spiels fängt es auch hier an zu regnen.  Das wird spannend für die Nacht. 

Nach dem Spiel hats aber wieder aufgehört.  

Platzsuche. Da hier an der Ecke direkt der Pass beginnt, fahre ich noch ca.100 hm und zwei Km hoch, bis ich aus dem Ort raus bin. An einem Parkplatz finde ich in stockdunkler Nacht ein Plätzchen hinter einer Hecke. Passt. Das Zelt kann ich inzwischen blind aufschlagen. Das Rauschen der Flusses begleitet mich in den Schlaf. 

Um halb sechs ist die Nacht rum. Es ist immer noch trocken,  aber Wolken verhangen. 

Um 6.15 sitze ich Sattel. Von hier aus sind es 1750 hm und 29 km bis zur Passhöhe des Splügenpasses. 

Da der Pass erst ab 8 Uhr gesperrt werden soll, sind noch ein paar Autofahrer unterwegs,  die vorher noch drüber wollen. Aber nicht schlimm.  Viele steile Abschnitte, viele kleine Tunnel,  aber durchgehend guter Straßenbelag.  Nach einer Stunde kommt der erste Rennradler von hinten.  Um halb 8 bin ich auf 1100 Meter. Hier gibt's einen Capo und zwei Cornetti,  mein Standardfrühstück. Kurz danach beginnt die offizielle Strecke für den Bikeday.  Die beginnen also gar nicht unten, sondern erst hier. Hier stehen auch die Absperrungen. Kurz danach überholt mich eine Holländerin auf einem Einrad, in Begleitung ihrer E-Bike-Eltern. Überwiegend sind E-Biker unterwegs,  die Rennradler sind eindeutig in der Minderheit.  

Es bleibt grau und nebelig. Eigentlich perfekt zum Radeln.  Um kurz nach 10 bin ich oben. Die Bikeday -Teilnehmer drehen hier um und fahren zurück, ich fahre ab nach Splügen.  Ab Splügen gibt's immer einen ausgeschilderten Radweg nach Chur, 52 km noch. Das sollte bergab eigentlich in zwei Stunden machbar sein. Immer, wenn ich solche Kalkulationen aufmache, ist Vorsicht geboten. Ab Thusis wirds nämlich nochmal ganz schon bergig. Der Rhein mit der Viamala -Schlucht gibt wenig Platz her für einen Radweg,  weshalb dieser dann kurz vor Chur noch einige Hm macht. 

3 km vor Chur brauche ich das erste Mal überhaupt meine Regenjacke.  Ich fahre auf einen Italiener auf. Er kommt aus Mailand und will zum Nordkap. Wir bleiben bis Chur zusammen und holen uns an einer Tanke noch was zum Vespern. Er ist ziemlich maulfaul.  Ich muss jetzt nachdenken. Wie weiter?

Eigentlich war der Plan, in Chur nochmal das Zelt aufzustellen.  Aber das Wetter macht nicht an, obwohl es jetzt wieder trocken schwülwarm ist. Er fährt los, ich trinke noch mein Bier leer. 

Est ist jetzt 2 Uhr, der Tag noch lang und nach Lindau nochmal 100 km. Der Wind ist wieder das Problem. Frontal von vorne.  Egal,  es hält mich hier nichts. Also rauf auf den Rhein -Radweg. Irgendwann kommt der nächste Regen, der Wind ist schlagartig weg und das Radeln wird zum Genuss.  

Vorbei an Liechtenstein,  ich spüre,  dass meine Tankfüllung nicht bis Lindau reicht. Ich muss noch was essen. Am ersten österreichischen Ort, Meiningen, will ich rausfahren, da steht direkt an der Abfahrt eine Fischerhütte. Ob die auch was zum Essen haben? Es gibt eine Hauswurst. Ok, besser als nichts. Die Anwesenden haben Spaß mit mir,  die Wurst sollte bis Lindau reichen. Dann zieht es sich aber doch noch. Von St. Margarethen über Hardt nach Bregenz wird ganz schön hart. Um 3 vor 9 bin ich in Lindau-Reutin, der IRE 3 nach Ulm fährt um 3 nach 9. Punktlandung. 

 

Das waren zum Abschluss  214 km und 2170 hm. 

 

Die Reise ist zu Ende. Ich freue mich auf die erste richtige Nudelportion, die erste Nacht in meinem Bett und den ersten richtigen Kaffee seit 45 Tagen.  

 

Vielleicht gibt's ja den einen oder anderen,  der diesen Blog mitgelesen  hat. 

 

Danke für dein oder euer Interesse.  

 

 

 

 

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