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Kumanova / Nordmazedonien

Endlich mal ein bisschen Landschaft
Endlich mal ein bisschen Landschaft

Vor dem Start in Leskovac gibt's zum Frühstück ein XXL - Nusshörnchen. Das reicht heute bis km 75. 

Aber die müssen ja zuerst geradelt werden.  Der Himmel ist bedeckt, die Temperatur deshalb angenehm. Und der Wind? Der Wahnsinn-ein laues Lüftchen.  Die Strecke steigt bis zur Grenze fast unmerklich an. Von etwa 200 auf 600 Meter. Mit einigen Abfahrten dazwischen.  Meist bin ich wieder an der Schnellstraße unterwegs,  die wiederum die Autobahn begleitet. In einzelnen Abschnitten gibt's auch noch lokale Straßen,  die sich dazwischen zwängen.  Ein rundum entspannter Tag, fast kein bis null Verkehr. 

Dafür habe ich heute meine erste richtige Hundeattacke. Normalerweise sind die Straßenhunde eher friedlich,  die Kläffer befinden sich immer hinter dem Zaun. In diesem Fall fahre ich in eine Sackgasse rein, die Ausfahrt wäre kurz davor wieder auf die Schnellstraße gegangen.  Gleich sind zwei Köter da, die mich links und rechts laut bellend begleiten.  Den rechten verfolge ich daraufhin selber und schrei ihn laut an, was zur Folge hat,  dass sie aufgeben und zurück trotten. 100 Meter ums Eck ist dann Schluss.  Sackgasse und Müllhalde. Also wieder zurück.  Ich bewaffne mich mit einem Stecken und mach mich auf den Rückweg. Sie freuen sich,  mich so schnell wieder zu sehen und scheinen noch einen Tick aggressiver zu sein.  Und dann gibt es für den einen so richtig einen aufs Haupt. Das wars, sofort sind beide weg. 

Es läuft richtig gut, die Sonne ist inzwischen auch da, höchste Zeit für eine Pause in Vranje bei km 75. Als Ziel habe ich eigentlich eine kleine Stadt kurz der der Grenze vorgenommen.  Die sollte bei ca. 112 km kommen.  Irgendwann davor taucht die erste Moschee auf. Ab da sehe ich in dem weiten Tal nur noch Minarette.  Als kurz danach eine Tankstelle mit einem Café auftaucht, denke ich, so ein Bier wäre jetzt auch nicht schlecht.  Sorry, kein Alkohol. So ist das also, wenn man in den muslimischen Teil von Serbien kommt. Mangels Wind habe heute genug Power zum Weiterradeln.  Ich schaffe es auch noch problemlos über die Grenze,  wobei ich mir nicht sicher bin, ob da nicht auch die Minarette stehen. Jetzt muss ich nur schauen,  wo die Grenzübergänge sind. Im Internet finde ich nur einen, und zwar an der Autobahn.  Ich kann doch jetzt nicht einfach auf die Autobahn.  

Komoot zeigt eine Route an, die in einem weiten Bogen links von meinem Standort über einen kleinen Berg geht. Was tun? Ich sehe, dass die Schnellstraße 258, auf der ich heute meistens war, direkt parallel zur Autobahn in Richtung Grenze geht. Also bleibe ich doch einfach da. 

Der Zustand der Straße ändert sich ab jetzt rapide, plötzlich gibt's grosse Löcher, Grünzeug wuchert auf der Fahrbahn und sie besteht jetzt nur noch aus einer Spur. Dann taucht erst links ein hoher Grenzzaun auf, dann rechts, das Ganze verengt sich zu einer Art Gasse mit einer Kiesfahrbahn. Überall Kameras, aber keine Verbotsschilder. Eigentlich erwarte ich sekündlich irgendwelche Alarme, aber nichts passiert. Ich denk bei mir, wenns dumm läuft, fahr ich halt wieder ein paar Km zurück.  Über mindestens 2 km zieht sich diese Zaungasse. Und dann stehe ich tatsächlich an der Autobahn vor der Abfertigung auf Mazedonischer Seite, die Gasse von vorne jetzt ebenfalls verschlossen. 

Dann sehe ich, dass der Zaun an der Ecke eine kleine Lücke hat, gerade so schmal, dass ein Dünner wie ich durch schlüpfen kann. Aber Vorsicht, Panzerdraht. 

Ich weiß,  es ist schon ein bisschen crazy, aber ich riskiere es einfach. Satteltaschen weg vom Rad, hoch damit aufs Hinterrad, um dem Eckpfosten gedreht, erst die Taschen, dann ich hinterher.  Da steh ich nun, die Autoschlangen vor der Abfertigung vor mir, den serbischen Zoll habe ich bereits umgangen. 

Und wo stelle ich mich an? Und was zum Teufel erzähle ich dann den Grenzern,  wie ich auf die Autobahn komme?

Auf der Busspur stehen drei Busse. Aus dem ersten steigen die Leute aus und müssen sich an einem Schalter in der Spur anstellen.  Es gibt mehrere dieser Schalter. Ich schiebe mich langsam an der Schlange vorbei, zum nächsten Schalter. Da sitzt aber keiner drin. Am dritten auch nicht. Die Grenzer von den LKW's eine Spur weiter rechts habe ich jetzt auch schon hinter mir. Und die PKW-Abfertiger haben auch kein Auge für mich. Eigentlich bin ich durch.  Jetzt nur noch von der Autobahn runter. Hinter einer alten Baracke gibt's wieder eine Lücke. Runter zu einem LKW-Parkplatz.  

Jetzt aber nichts wie weg. Ich komme zu einem kleinen Dorf, in einem Bogen lande ich dann schließlich in der Stadt Kumanovo.Anfänglich befürchte ich immer noch Sirenengeheul hinter mit. 

Den Stress muss ich mir jetzt leider mit einem Orangensaft im Stadtzentrum  abbauen. Ein Hotelzimmer gibt's für 26 Euro. Cash. In Mazedonischen Denar. So ein Mist. Gleich daneben gibt's aber einen Hähnchenbrater. Der hat auch Bier. Wohlverdient nach 137 km und 964 hm. 


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